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Wie merke ich überhaupt, dass ich gestresst bin?

03.04.2018 15:32

Ein Beispiel: «Eines Abends ging ich schon leicht genervt ins Bett. Ich wusste, dass es besser war, wenn niemand mehr von meiner Familie von mir etwas wollte, da meine Gefühlsreaktion und die entsprechende Wortwahl dann mit Sicherheit nicht mehr so adäquat gewesen wäre. Meine Familie besteht apropos aus fünf Mitgliedern. Also bitte, keine Fragen, Wünsche oder Sonstiges an mich stellen. Der Lärmpegel ist zudem schon sehr hoch – leisere und lautere Gespräche, Fragen, die an irgend jemanden in der Familie gestellt werden, Geschirr, das ausgeräumt wird und nicht gerade die leisesten Geräusche verursacht uvm. Natürlich merkte ich, dass meine Jüngste gerne noch etwas mit mir geplaudert und mir von ihrem Schulalltag und ihrer besten Freundin erzählt hätte. Aber eben… ich war nicht in der Stimmung, denn ich hatte heute (nur heute?) soviel um die Ohren.

Mit zunehmend schlechterem Gewissen und einem flauen Gefühl im Magen legte ich mich dann ins Bett, da ich ihr enttäuschtes Gesicht gesehen habe. Zum Glück beschäftigt sich der Rest meiner Familie mit sich selbst! Schon wieder, ich sollte doch mit ihr reden, auch wenn es nur kurz ist – was für eine schlechte Mutter ich doch bin, ging es mir durch den Kopf. Sie können sich nicht vorstellen, wie ich mich fühlte und diese Gefühle sind fast permanent da, mal mehr, mal weniger. Und doch, ich bin doch so müde und erschöpft, kann mich auf ein Gespräch kaum einlassen. Das Geschirr sollte noch in die Spülmaschine versorgt werden, das ausgeleerte Glas Wasser ist noch nicht aufgeräumt und die Brotkrümel auf dem Küchenboden…, die Waschmaschine meldet sich auch noch mit dem «hallo, die Wäsche ist gewaschen!» Ein Ton, den ich langsam nicht mehr hören kann! Na ja, die wasche ich dann morgen noch einmal – dachte ich und die Brösmeli ? – so nennen wir sie bei uns zuhause, die Brotkrümel.

Ich versuchte noch kurz etwas in meinem auf dem Nachttisch liegenden Buch zu lesen, um dann einzuschlafen – in der Hoffnung wenigstens heute einschlafen zu können. Ups, was hatte ich jetzt gerade gelesen? Oh, nein, beim besten Willen weiss ich nicht mehr was ich gerade eben gelesen habe. Immer mehr Gedanken kamen, kreisten, gingen, lösten sich ab, wurden mehr und mehr, verursachten Bauchweh und Herzrasen und irgendwann, 3-4 h später, entschloss ich mich aufzustehen, um in der Küche einen warmen Tee zuzubereiten.

3 Uhr in der Früh. Das darf doch nicht wahr sein – dachte ich. 6 Uhr muss ich aufstehen, Frühstück machen, mich vorbereiten, die gestern Nachmittag noch von Hand gewaschenen Turnsachen für meine Tochter bereit stellen … und was muss ich Alles noch erledigen? Ich weiss es nicht mehr, wo ist meine To do – Liste? Keine Ahnung. Irgendwo liegt sie doch – suchend gehen meine Augen von einem Ort zum andern. Nichts. Nichts gefunden». Und jetzt…?

 

Stress ist erkennbar an folgenden Begebenheiten:

  • die Aufgaben, die nächsten Tag erledigt werden sollten, halten wach
  • das flaue Gefühl im Bauch und das Wahrnehmen des rasch schlagenden Herzens
  • nicht einschlafen und durchschlafen können, vielleicht auch unruhig schlafen
  • keine Zeit mehr für ein Gespräch
  • keine Energie mehr, Gefühl des ausgelaugt seins
  • Konzentrationsschwierigkeiten (keine Erinnerung an das Gelesene, an den Ort, wo sich die To do – Liste befindet)
  • Belastende Gedanken (und die damit verbundenen Gefühle) nehmen zu, kreisen um verschiedene Themen und werden immer mehr

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